Definition
Nach der Risikotheorie liegt bedingter Vorsatz vor, wenn die handelnde Person ein rechtlich missbilligtes Risiko der Tatbestandsverwirklichung erkennt.
Erklärung
Nach der Risikotheorie ist bedingter Vorsatz gegeben, wenn mit der Handlung ein rechtlich missbilligtes Risiko des tatbestandlichen Erfolgseintritts geschaffen und dieses Risiko subjektiv erkannt wird. Das Rechtsgut wird wissentlich einer unabgeschirmten Gefahr ausgesetzt. Die Verwirklichung dieser Gefahr bleibt dann letztlich dem Zufall überlassen. Die handelnde Person hat darauf keinen Einfluss. Sie lässt sich durch diese Erkenntnis aber nicht von der Begehung der Tat abhalten.
Die Risikotheorie kommt der Ernstnahmetheorie und der Wahrscheinlichkeitstheorie nahe. Auch für die Rechtsprechung ist die objektive Gefährlichkeit der Tathandlung wesentlicher Indikator sowohl für das Wissens- als auch für das Willenselement des bedingten Vorsatzes (BGH 4 StrR 399/17 ).
Risiko als Abgrenzungskriterium Der Vorsatz unterscheidet sich von der Fahrlässigkeit durch die vom Täter getroffene Entscheidung gegen die Vermeidung des tatbestandsmäßigen Geschehens. Eine solche Entscheidung trifft der Täter immer dann, wenn er handelt, obwohl er sich das damit verbundene rechtlich missbilligte Risiko des tatbestandsmäßigen Geschehens für den konkreten Fall bewusstgemacht hat. Helmut Frister
FAQ
Wie definiert die Risikotheorie den bedingten Vorsatz?
Vorsätzlich handelt, wer wissentlich ein rechtlich missbilligtes Risiko setzt und das Rechtsgut einer unabgeschirmten Gefahr aussetzt.
Auf welcher Ebene erfolgt nach der Risikotheorie die Abgrenzung zwischen Fahrlässigkeit und Vorsatz?
Auf der Ebene des objektiven Tatbestands . Es reicht dann beim subjektiven Tatbestand aus, dass die handelnde Person das Risiko erkennt.
Was bedeutet unabgeschirmte Gefahr bei der Risikotheorie?
Dass die Verwirklichung des Risikos nicht vollständig menschlich kontrollierbar ist. Die Verwirklichung des Tatbestands bleibt letztlich dem Zufall überlassen.
Welchen anderen dolus eventualis-Theorien kommt die Risikotheorie nahe?
Der Ernstnahmetheorie und der Wahrscheinlichkeitstheorie .
A bis Z
aberratio ictus
Absicht
Absorptionsprinzip
Abstiftung
Abstraktes Gefährdungsdelikt
actio libera in causa
Adäquanztheorie
Agent Provocateur
Aggressivnotstand
Alleintäter
Allgemeindelikt
Analogieverbot
Anstiftung
Antizipierte Notwehr
Äquivalenztheorie
Asthenischer Affekt
Aufbau der Straftat
Aufstiftung
Auslegungsmethoden
Bedingter Vorsatz
Beendeter Versuch
Beendigung
Beihilfe
Beschützergarant
Besondere persönliche Merkmale
Besondere Vorsatzformen
Bestimmtheitsgrundsatz
Beteiligung
Bewusste Fahrlässigkeit
Billigungstheorie
Dauerdelikt
Defensivnotstand
Deliktsformen
Deskriptive Tatbestandsmerkmale
dolus alternativus
dolus antecedens
dolus directus I
dolus directus II
dolus generalis
dolus subsequens
Echte Konkurrenz
Echtes Unterlassungsdelikt
Eigenhändiges Delikt
Eingeschränkte Schuldtheorie
Einverständnis
Entschuldigender Notstand
Entschuldigungsgründe
Entschuldigungsirrtum
Entschuldigungstatbestandsirrtum
Entsprechungsklausel
Erfolg
Erfolgsdelikt
Erfolgskupiertes Delikt
Erfolgsqualifiziertes Delikt
Erlaubnisirrtum
Erlaubnistatbestandsirrtum
Erlaubtes Risiko
Ernstnahmetheorie
error in obiecto
Erst-recht-Schluss
Extensiver Notwehrexzess
Fahrlässigkeit
Fahrlässige Mittäterschaft
Fahrlässige Teilnahme
Fehlgeschlagener Versuch
Festnahmerecht
Finale Handlungslehre
Fortsetzungszusammenhang
Garantenstellung
Gefährdungsdelikt
Gesamtstrafe
Gesetzlichkeitsprinzip
Gleichgültigkeitstheorie
Grade der Fahrlässigkeit
Grammatische Auslegung
Grundsätze
Grundtatbestand
Handlung
Handlungseinheit
Handlungsmehrheit
Haupttat
Historische Auslegung
Idealkonkurrenz
Indizwirkung des Tatbestands
in dubio pro reo
Ingerenz
Irrtum
Irrtum über den Sachverhalt
Irrtum über die rechtliche Bewertung
Kausale Handlungslehre
Kausalität
Kausalität der Beihilfe
Konkretes Gefährdungsdelikt
Konkurrenzen
Konsumtion
Leichtfertigkeit
Limitierte Akzessorietät
Mitbestrafte Nachtat
Mitbestrafte Vortat
Mittäterschaft
Mittelbare Täterschaft
Möglichkeitstheorie
Mutmaßliche Einwilligung
Natürliche Handlung
Natürliche Handlungseinheit
Nebentäter
Negative Tatbestandsmerkmale
Neutrale Beihilfe
Normative Tatbestandsmerkmale
Nothilfe
Notwehr
Notwehrexzess
Notwehrprovokation
Notwendige Teilnahme
Objektive Bedingungen der Strafbarkeit
Objektiver Tatbestand
Objektive Sorgfaltspflichtverletzung
Objektive Zurechnung
omnimodo facturus
Parallelwertung in der Laiensphäre
Pflichtwidrigkeitszusammenhang
Postpendenz
Potenzielles Gefährdungsdelikt
Potenzielles Unrechtsbewusstsein
Präpendenz
Präventivnotwehr
Privilegierung
Psychische Beihilfe
Putativnotwehr
Qualifikation
Realkonkurrenz
Rechtfertigende Einwilligung
Rechtfertigende Pflichtenkollision
Rechtfertigender Notstand
Rechtfertigungsgründe
Rechtmäßiges Alternativverhalten
Rechtswidrigkeit
Regelbeispiel
Risikotheorie
Risikoverringerung
Rücktritt vom Versuch
Rückwirkungsverbot
Sachverhalt
Schuld
Schuldfähigkeit
Schutzzweck der Norm
Simultanitätsprinzip
Sonderdelikt
Soziale Handlungslehre
Spezialität
Strafaufhebungsgrund
Strafausschließungsgrund
Strenge Schuldtheorie
Subjektiver Tatbestand
Subjektive Sorgfaltspflichtverletzung
Subjektives Rechtfertigungselement
Subsidiarität
Subsumtion
Subsumtionsirrtum
Systematische Auslegung
Täter hinter dem Täter
Täterschaft
Tätigkeitsdelikt
Tatbestand
Tatbestandliche Handlungseinheit
Tatbestandsirrtum
Tatentschluss
Tatherrschaft
Teilnahme
Teleologische Auslegung
Teleologische Reduktion
Übergesetzlicher entschuldigender Notstand
Übernahmefahrlässigkeit
Überschießende Innentendenz
Überwachungsgarant
Umstiftung
Unbeendeter Versuch
Unbewusste Fahrlässigkeit
Unechte Konkurrenz
Unechtes Unterlassungsdelikt
Unmittelbares Ansetzen
Untauglicher Versuch
Unterlassungsdelikt
Unternehmensdelikt
Unvereinbarkeitstheorie
Unzumutbarkeit normgemäßen Verhaltens
Verbotsirrtum
Verbrechen und Vergehen
Verhaltensgebundenes Delikt
Verjährung
Verklammerung
Verletzungsdelikt
Versuch
Vertrauensgrundsatz
Vollendung
Vorbereitung
Vorsatz
Wahlfeststellung
Wahndelikt
Wahrscheinlichkeitstheorie
Züchtigungsrecht
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Links
→ Prüfungsschema Vorsatz/Fahrlässigkeit
→ Prüfungsschema Vorsätzliches Begehungsdelikt
→ Crashkurs Vorsätzliches Begehungsdelikt
→ Helmut Frister : Vorsatzdogmatik in Deutschland (PDF) → BGH 4 StR 399/17 : Berliner Raserfall → Kindhäuser : Arten des Vorsatzes (PDF) → Herzberg JZ 1988, 635 : Das Wollen beim Vorsatzdelikt und dessen Unterscheidung vom bewusst fahrlässigen Verhalten