Sonderdelikt

Ein Sonderdelikt ist ein Tatbestand, der nur von einem Täter mit besonderen persönliche Merkmalen verwirklicht werden kann. Besondere persönliche Merkmale sind in § 14 Abs. 1 StGB definiert. Gegensatz: Allgemeindelikt.

• Echtes Sonderdelikt: Die Eigenschaft der Person hat strafbegründende Wirkung (Beispiel: Bestechlichkeit, § 332 StGB). Es gibt also keinen entsprechenden Tatbestand für andere Menschen, die diese Eigenschaft nicht aufweisen.
• Unechtes Sonderdelikt: Die besondere Subjektsqualität wirkt strafschärfend. Beispiel: Körperverletzung im Amt, § 340 StGB. Es gibt daneben einen Tatbestand, der für alle anderen gilt (Körperverletzung, § 223 StGB). Für die zweite Variante des § 340 StGB (begehen lässt) ist streitig, ob es sich um ein echtes Sonderdelikt handelt.

Die Unterscheidung zwischen echten und unechten Sonderdelikten ist vor allem für die Strafbarkeit des Teilnehmers relevant:

• Echtes Sonderdelikt: § 28 Abs. 1 StGB
• Unechtes Sonderdelikt: § 28 Abs. 2 StGB

BGH: Bankrott ist ein echtes Sonderdelikt
Bei der Vorschrift des § 283 StGB handelt es sich um ein echtes Sonderdelikt. Täter, Mittäter oder mittelbarer Täter kann daher grundsätzlich nur die Person sein, die für die Erfüllung der Verbindlichkeit haftet; dies gilt sowohl für die Begehungsweise des Abs. 1 als auch für die des Abs. 2 der Norm. Bei dieser Pflichtenstellung handelt es sich - anders als bei der nach § 370 AO - um eine solche höchstpersönlicher Art und mithin um ein besonderes persönliches Merkmal gemäß § 28 Abs. 1 StGB.
BGH 1 StR 234/12

BGH: Steuerhinterziehung ist kein Sonderdelikt
Gerade dieser persönliche Einschlag fehlt bei den in § 370 Abs. 1 Nr. 2 AO angesprochenen steuerlichen Erklärungspflichten gegenüber dem Fiskus. Diese umschreiben ein strafrechtliches 'Jedermann'-Gebot für einen nicht durch individuelle Merkmale gekennzeichneten Personenkreis, mag dieser auch faktisch beschränkt sein.
BGH 5 StR 491/94

→ FAQ: Sonderdelikt
→ Video: Sonderdelikt in 75 Sekunden

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FAQ

Was ist ein Sonderdelikt? Ein Sonderdelikt ist ein strafrechtlicher Tatbestand, der nur von einem Täter mit bestimmten Merkmalen verwirklicht werden kann.

Was ist der Unterschied zwischen einem Sonderdelikt und einem Allgemeindelikt? Ein Allgemeindelikt kann potenziell von jedem Täter verwirklicht werden. Für die Verwirklichung eines Sonderdelikts ist Voraussetzung, dass der Täter bestimmte Merkmale aufweist.

Was ist der Unterschied zwischen einem echten und einem unechten Sonderdelikt? Beim echten Sonderdelikt wirkt die besondere Eigenschaft des Täters strafbegründend, beim unechten Sonderdelikt strafschärfend.

Beispiele für Sonderdelikte? § 331 StGB Vorteilsannahme (Amtsträger), § 120 Abs. 2 StGB Gefangenenbefreiung als Amtsträger, § 258a StGB Strafvereitelung im Amt.

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Sonderdelikt in 75 Sekunden

▸ Definition · Sonderdelikt
▸ Echtes Sonderdelikt · § 28 Abs. 1 StGB
▸ Unechtes Sonderdelikt · § 28 Abs. 2 StGB

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Verwandte Themen: Allgemeindelikt | Besondere persönliche Merkmale | Eigenhändiges Delikt

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Links

→ Crashkurs Deliktseinteilungen
→ BGH 1 StR 234/12: Bankrott als echtes Sonderdelikt (PDF)
→ BGH 5 StR 491/94: Steuerhinterziehung ist kein Sonderdelikt
→ Zöller ZJS 2009, 671: Anm. zu BGH 4 StR 347/091 (PDF)
→ Jyh-Huei Chen: Das Garantensonderdelikt (PDF)
→ Eva J. Krause: Sonderdelikte im Wirtschaftsstrafrecht (2008) | Amazon #Anzeige
→ Julia A. Martin: Sonderdelikte im Umweltstrafrecht (2006) | Amazon #Anzeige