Definition
Die Subsidiarität ist eine Form der Gesetzeskonkurrenz bei Handlungseinheit. Die verdrängte Norm kommt nur hilfsweise zur Anwendung.
Erklärung
Die Subsidiarität ist eine Form der unechten Konkurrenz (Gesetzeskonkurrenz) bei Handlungseinheit . Eine Norm kommt nur hilfsweise (subsidiär ) zur Anwendung, wenn nicht eine andere Norm greift. Die verdrängte Norm ist nachrangig. Sie taucht nicht im Schuldspruch auf, obwohl sie an sich durch dieselbe Handlung verwirklicht wurde.
Der Subsidiarität liegt der Gedanke zugrunde, dass die verdrängende Norm das Rechtsgut ausreichend schützt, weil sie eine intensivere Verletzung desselben Rechtsguts unter Strafe stellt. Eine Verurteilung wegen der schwächeren Norm ist dann nicht erforderlich. Unterschieden wird ausdrückliche und stillschweigende (materielle) Subsidiarität.
Ausdrückliche Subsidiarität:
§ 265a StGB (Erschleichen von Leistungen) und § 246 (Unterschlagung): … wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist .§ 316 StGB (Trunkenheit im Verkehr): … wenn die Tat nicht in § 315a oder § 315c mit Strafe bedroht ist .
Stillschweigende Subsidiarität:
BGH: Was ist Subsidiarität? Subsidiarität bedeutet, dass eine Vorschrift nur hilfsweise anwendbar sein soll, also nur für den Fall Geltung beansprucht, dass nicht ein anderes Gesetz eingreift. BGH 5 StR 157/20
FAQ
Was bedeutet Subsidiarität im Strafrecht?
Subsidiarität ist eine Form der unechten Konkurrenz (Gesetzeskonkurrenz) bei Handlungseinheit . Eine Norm kommt nur hilfsweise zur Anwendung, wenn nicht eine andere Norm verwirklicht ist.
Was ist ausdrückliche Subsidiarität?
Ausdrückliche Subsidiarität liegt vor, wenn die lediglich hilfsweise Anwendung einer Norm im Gesetz vorgeschrieben ist. Beispiel: § 316 StGB in Bezug auf § 315a und § 316a StGB.
Was ist stillschweigende Subsidiarität?
Bei der stillschweigenden Subsidiarität ist die nur hilfsweise Anwendung einer Norm nicht gesetzlich vorgeschrieben. Die Subsidiarität ergibt sich aber aus einer Auslegung.
Beispiele für stillschweigende Subsidiarität?
Versuch gegenüber Vollendung, konkrete Gefährdung gegenüber Verletzung, schwächere gegenüber stärkeren Beteiligungsformen.
A bis Z
aberratio ictus
Absicht
Absorptionsprinzip
Abstiftung
Abstraktes Gefährdungsdelikt
actio libera in causa
Adäquanztheorie
Agent Provocateur
Aggressivnotstand
Alleintäter
Allgemeindelikt
Analogieverbot
Anstiftung
Antizipierte Notwehr
Äquivalenztheorie
Asthenischer Affekt
Aufbau der Straftat
Aufstiftung
Auslegungsmethoden
Bedingter Vorsatz
Beendeter Versuch
Beendigung
Beihilfe
Beschützergarant
Besondere persönliche Merkmale
Besondere Vorsatzformen
Bestimmtheitsgrundsatz
Beteiligung
Bewusste Fahrlässigkeit
Billigungstheorie
Dauerdelikt
Defensivnotstand
Deliktsformen
Deskriptive Tatbestandsmerkmale
dolus alternativus
dolus antecedens
dolus directus I
dolus directus II
dolus generalis
dolus subsequens
Echte Konkurrenz
Echtes Unterlassungsdelikt
Eigenhändiges Delikt
Eingeschränkte Schuldtheorie
Einverständnis
Entschuldigender Notstand
Entschuldigungsgründe
Entschuldigungsirrtum
Entschuldigungstatbestandsirrtum
Entsprechungsklausel
Erfolg
Erfolgsdelikt
Erfolgskupiertes Delikt
Erfolgsqualifiziertes Delikt
Erlaubnisirrtum
Erlaubnistatbestandsirrtum
Erlaubtes Risiko
Ernstnahmetheorie
error in obiecto
Erst-recht-Schluss
Extensiver Notwehrexzess
Fahrlässigkeit
Fahrlässige Mittäterschaft
Fahrlässige Teilnahme
Fehlgeschlagener Versuch
Festnahmerecht
Finale Handlungslehre
Fortsetzungszusammenhang
Garantenstellung
Gefährdungsdelikt
Gesamtstrafe
Gesetzlichkeitsprinzip
Gleichgültigkeitstheorie
Grade der Fahrlässigkeit
Grammatische Auslegung
Grundsätze
Grundtatbestand
Handlung
Handlungseinheit
Handlungsmehrheit
Haupttat
Historische Auslegung
Idealkonkurrenz
Indizwirkung des Tatbestands
in dubio pro reo
Ingerenz
Irrtum
Irrtum über den Sachverhalt
Irrtum über die rechtliche Bewertung
Kausale Handlungslehre
Kausalität
Kausalität der Beihilfe
Konkretes Gefährdungsdelikt
Konkurrenzen
Konsumtion
Leichtfertigkeit
Limitierte Akzessorietät
Mitbestrafte Nachtat
Mitbestrafte Vortat
Mittäterschaft
Mittelbare Täterschaft
Möglichkeitstheorie
Mutmaßliche Einwilligung
Natürliche Handlung
Natürliche Handlungseinheit
Nebentäter
Negative Tatbestandsmerkmale
Neutrale Beihilfe
Normative Tatbestandsmerkmale
Nothilfe
Notwehr
Notwehrexzess
Notwehrprovokation
Notwendige Teilnahme
Objektive Bedingungen der Strafbarkeit
Objektiver Tatbestand
Objektive Sorgfaltspflichtverletzung
Objektive Zurechnung
omnimodo facturus
Parallelwertung in der Laiensphäre
Pflichtwidrigkeitszusammenhang
Postpendenz
Potenzielles Gefährdungsdelikt
Potenzielles Unrechtsbewusstsein
Präpendenz
Präventivnotwehr
Privilegierung
Psychische Beihilfe
Putativnotwehr
Qualifikation
Realkonkurrenz
Rechtfertigende Einwilligung
Rechtfertigende Pflichtenkollision
Rechtfertigender Notstand
Rechtfertigungsgründe
Rechtmäßiges Alternativverhalten
Rechtswidrigkeit
Regelbeispiel
Risikotheorie
Risikoverringerung
Rücktritt vom Versuch
Rückwirkungsverbot
Sachverhalt
Schuld
Schuldfähigkeit
Schutzzweck der Norm
Simultanitätsprinzip
Sonderdelikt
Soziale Handlungslehre
Spezialität
Strafaufhebungsgrund
Strafausschließungsgrund
Strenge Schuldtheorie
Subjektiver Tatbestand
Subjektive Sorgfaltspflichtverletzung
Subjektives Rechtfertigungselement
Subsidiarität
Subsumtion
Subsumtionsirrtum
Systematische Auslegung
Täter hinter dem Täter
Täterschaft
Tätigkeitsdelikt
Tatbestand
Tatbestandliche Handlungseinheit
Tatbestandsirrtum
Tatentschluss
Tatherrschaft
Teilnahme
Teleologische Auslegung
Teleologische Reduktion
Übergesetzlicher entschuldigender Notstand
Übernahmefahrlässigkeit
Überschießende Innentendenz
Überwachungsgarant
Umstiftung
Unbeendeter Versuch
Unbewusste Fahrlässigkeit
Unechte Konkurrenz
Unechtes Unterlassungsdelikt
Unmittelbares Ansetzen
Untauglicher Versuch
Unterlassungsdelikt
Unternehmensdelikt
Unvereinbarkeitstheorie
Unzumutbarkeit normgemäßen Verhaltens
Verbotsirrtum
Verbrechen und Vergehen
Verhaltensgebundenes Delikt
Verjährung
Verklammerung
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Versuch
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→ Prüfungsschema Erschleichen von Leistungen (§ 265a StGB)
→ Prüfungsschema Trunkenheit im Verkehr (§ 316 StGB)
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→ BGH 5 StR 157/20 : Definitionen zur Subsidiarität (Leitsatz 2b) → BGHSt 47, 243 : Subsidiaritätsklauseln der §§ 246, 265 StGB → Gudrun Hochmayr : Subsidiarität und Konsumtion · Ein Beitrag zur strafrechtlichen Konkurrenzlehre (1997) | Amazon #Anzeige
→ Herbert Berthold : Die Erscheinung der Subsidiarität im Strafrecht (1929) | Amazon #Anzeige